 Wie geht das?
Nachdem auf der vorangegangenen Seite die notwendigen Voraussetzungen für ein Gespräch beleuchtet worden sind und wir eine Unmenge von Interesse bereitstellen können und keinerlei Hemmungen mehr
haben, geht es im Folgenden konkret um Small Talk. Verschiedene Themen drehen sich darum, was man in bestimmten Situationen machen kann, um erfolgreich zu small-talken.
Start ins Gespräch Häufig kommt man nicht unerwartet in ein Gespräch und man hat vorher ein
wenig Zeit, sich auf seinen Partner einzustellen. Bei einem bekannten Gesprächspartner sollte die Wahl eines Themas nicht allzu schwer fallen. Hier bieten sich folgende Themen an:
Worüber hat man sich zuletzt unterhalten?
Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Wo liegen die Berührungspunkte in der täglichen Arbeit?
Was ist in letzter Zeit in der gemeinsamen Umgebung passiert?
...
Bei mehr oder weniger unbekannten Partnern gibt es ebensolche Vorbereitungsfragen:
Was interessiert mich am anderen?
Was weiß ich bereits über ihn?
Wo habe ich Informationslücken?
...
Für beide Fälle kann man sich abhängig von seinem eigenen Beruf, seinen Hobbys und seinem Wohnumfeld selbst mit einer Sammlung von Fragen ausstatten, von denen eigentlich immer eine anwendbar sein sollte.
Bei einem unerwarteten Gespräch, z.B. wenn man dem Gesprächspartner im Flur plötzlich über den Weg läuft oder von ihm angesprochen wird, hat man erfahrungsgemäß keine Vorbereitungszeit.
Dennoch sollte mehr drin sein als ein simples “Hallo, wie gehts?”. Hier hilft ein sogenannter Kaltstart das Gespräch zu beginnen. Ein Kaltstart ist aber auch eine Methode auf einen völlig Unbekannten locker
zuzugehen. Aber was ist denn nun ein Kaltstart?
Los mit einem Kaltstart
Im Gegensatz zu einem Gespräch, auf das man sich vorbereiten kann, gilt es bei einem Kaltstart das richtige Thema zu finden. Dazu benötigt man
zunächst einmal einen Stoff, um das Gespräch überhaupt erst einmal in Gang zu bringen. Im weiteren Verlauf kann man dann mit ein wenig Gespür auf das Thema schwenken, für das sich beide ganz besonders interessieren,
auch dann, wenn der Weg dorthin von Hölzchen auf Stöcken führt. Um auch auf diesem nicht vorhersagbaren Terrain Sicherheit zu gewinnen, kann man sich - auch wenn der ein oder andere Bereich ein wenig plump
aussieht - gewisse Standardthemen bereitlegen, mit denen sich jeder (zumindest die Meisten) identifizieren können:
Wetter (betrifft jeden und kommt immer gut an)
Die ständigen Verspätungen bei der Bahn (ist auch sehr gut, unter uns Bahnfahrern ;-)
Urlaub (möchte jeder haben, und über den eigenen sprechen erst recht)
Sport (interessiert sehr viele, besonders Fußball)
Hobbys
(T)Euro
aktuelle Ereignisse aus Zeitung und Fernsehen
Bei allen drei oben aufgeführten Starts gilt, daß man kein Experte auf dem jeweiligen Gesprächsbereich sein muß. Perfekte Gesprächspartner werden eher abgelehnt, wenn sie sich besser auskennen und
schlauer erscheinen als der Angesprochene. Mut zur Wissenslücke ist bei Small Talk OK, ja, eine Lücke kann sogar die Gesprächsbereitschaft des Partners fördern, wenn dieser eine Möglichkeit zum
Glänzen bekommt. Eine aufgedeckte Wissenslücke wirkt auf der Gegenseite meistens wie eine Aufforderung zur Erklärung, bei der sich andere `profilieren´ und zeigen kann, was er weiß. Das
Gespräch ist im Gang und beim Zuhören gibt es für ihn jede Menge Aufmerksamkeit.
Gemeinsames Thema finden Nicht immer ist das Thema, mit dem ein Gespräch angefangen wird, das richtige
für eine längere Konversation. Dieses spürt man sehr schnell, z.B. durch längere Gesprächspausen oder Umherschauen des Gegenübers. Ziel beim Small Talk ist in diesem Fall zunächst einmal, das Gespräch mit anderen Themen am Laufen zu halten. Um nicht einen roten Faden zu verlieren sollte man an vorher
Besprochenes anknüpfen. Stures Festhalten - auch wenn es das eigene Lieblingsthema ist - führt zu nichts, außer zum Abbruch des Gesprächs.
Hat man selber schon einige Themen ohne Erfolg versucht, hilft vielleicht die Strategie, den anderen das gemeinsame Thema finden zu lassen. Durch genaues Zuhören und Suchen nach den Interessen des
Anderen findet man es häufig schneller als man denkt. Eine andere Strategie einen eher ruhigen Gesprächspartner aus der Reserve zu locken sind Warum-Fragen. Hier gibt es in den meisten Fällen eine ausführliche Antwort, in denen man leicht nach
weiteren Themen für eine Gesprächsfortführung forschen kann. Neben einem direkt angesprochenen Thema kann man auch auf (positive) Äußerlichkeiten
zurückgreifen. Wer würde zum Beispiel nicht gerne von seinem Urlaub erzählen, wenn man darauf angesprochen wird, wie gut erholt man aussähe?
Das Gespräch aufrecht halten Was machen, wenn das Thema von dem Gesprächspartner nicht gemocht wird? Deutlich wird dieses
durch eine längere Gesprächspause, versuchten Themenwechsel oder eine ähnliche abwehrende Haltung. Auf die Uhr schauen ist z.B. ein sehr deutliches Indiz dafür, daß das Thema nicht weiter interessiert.
Aber was macht man bei Gesprächspausen? Regel Nummer-1: Nicht in Panik geraten und sich so unter Druck setzen. Das wird vom Gegenüber bemerkt und das Gespräch ist quasi sofort zu Ende. Häufig gibt
es ganz einfache Gründe für eine derartige abwehrende Haltung. Unter Umständen ist das Thema in genügendem Maße besprochen worden. Also, die Situation nicht persönlich nehmen und das Gespräch
aufgeben. Sie bedeutet zunächst einmal nichts Negatives! Auswege aus diesen beklemmenden Situationen gibt es viele. Man kann z.B. den Grund des Schweigens zum weiteren Gespräch machen: "Hat Xyz eigentlich keine weiteren Vorteile als gerade
besprochen?". Eine Frage stellen, z.B. ...
auf ein bereits angesprochenes oder ähnliches Thema ("Für das Cabrio gibt es doch ein Hardtop, oder?")
auf einen offenen Punkt ("Was macht man eigentlich mit dem Faltdach wenn das Hardtop aufgeschraubt ist?")
auf ein neues Thema ("Ach ja, da fällt mir noch ein ...")
Hat man als das eigentliche Gesprächsziel ein Hauptthema, kann man jetzt lückenlos mit einem kurzen Übergang in dieses einsteigen: "Ja, ja. Ist alles sehr interessant, aber ich bin ja eigentlich wegen
Xyz gekommen".
Langweilige Themen
Auch wenn es im Folgenden dann nicht gerade um besonders interessante Dinge geht. Für die Anerkennung des Anderen ist es wichtig, nicht abzuschweifen, die Augen zu
verdrehen oder das Thema zu wechseln. Das wird von dem oder den Partnern bemerkt und man wird sich daran erinnern: "Der hat sich beim letzten mal nicht die Bohne für mich und Xyz interessiert!". Eine einfache Möglichkeit sich selbst in einer
doch langweiligen Situation auszutricksen und das Thema aufzuwerten, ist der Versuch herauszufinden, was der andere an dem Thema so interessant finden. Das Gespräch
steht plötzlich in einem anderen Licht ohne (äußerlich) etwas geändert zu haben. Vielleicht kennt man einen bestimmten (und interessanten) Aspekt noch gar nicht und hat deswegen
diese uninteressierte und distanzierte Haltung. Also, auch für weniger interessante Themen immer offen sein und hinter den Vorhang blicken!
Zu seinen Wissenslücken stehen
Bei Small Talk ist nicht wichtig, immer das richtige zu sagen, sondern eher das Gespräch am Laufen zu halten. Wissenslücken kann man sogar dazu nutzen, ein Gespräch zu starten oder in Gang zu halten: "Du kennst Dich doch damit aus. Wie funktioniert das
eigentlich?" Bei Angriffen, bei denen eine Wissenslücke eine Rolle spielt, nicht in die Defensive gehen und sich verteidigen. Lieber offensiv die Lücke eingestehen und den Partner um
Unterstützung zur Beseitigung der Lücke fragen: "Nein, ich weiß es nicht! Erzählen Sie mir doch wie das geht.".
Small Talk in der Familie? Auch in der Familie ist Small Talk ein wichtiger Faktor. Viele kennen die erdrückenden Situationen, in
denen zu Hause keiner etwas sagt, jeder seinen eigenen Kram oder auch einfach nur nichts macht. Das Pantoffelkino wirkt hier häufig `unterstützend´, besonders dann, wenn der eine etwas sieht, was den
anderen nicht interessiert. Auf Dauer kann man sich so auseinander leben. Viele empfinden derartige Situationen so, daß man sich nichts mehr zu sagen hat, weil man sich
auseinandergelebt hat. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt! Man hat zu wenig miteinander geredet und hat sich deswegen auseinander gelebt! Die Schlußfolgerung hieraus lautet also: Wer also viel
miteinander redet, stärkt seine Beziehung. Auch in der Familie gelten ähnliche Regeln für den Small Talk: Das Thema muß partnerverträglich und
darf keine Vorwürfe enthalten. Ist dieses nicht erfüllt, sollte man besten erst gar nicht versuchen ein Gespräch zu beginnen. 'Negative Formulierungen' lassen sich häufig partnerverträglich in die Verständnis-Botschaft-Wunsch Form umformen. Nicht "Jetzt mach doch
endlich den Fernseher aus, wir müssen los", sondern "Ich weiß, Du willst das noch sehen, aber es ist schon spät. Laß uns doch bitte fahren".
Partnerverträglicher Small Talk bedeutet auch, den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch abzupassen. Nach der Arbeit direkt nach dem Betreten der Wohnung ist eher ein ungünstiger Zeitpunkt für ein Gespräch. Jeder braucht
schon eine bestimmte Zeit um einen gesunden Abstand zu erreichen und ein wenig abzuschalten, bevor man sich konzentriert etwas anderem zuwenden kann. Das sollte man seinem Partner gönnen, insbesondere wenn der
Kommende schlechte Laune hat (was ja auch mal vorkommen soll ;-).
Nachdem es nun einige Einblicke in verschiedene Strategien gegeben hat, einen Small Talk zu starten und in Gang zu halten, geht es auf der folgenden Seite darum, was man während eines Gesprächs
beachten sollte. Also, was ist gut und was ist schlecht für den Small Talk?
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