Wie funktioniert das?
Da normalerweise für die in der Supervision eingebrachten Themen sehr häufig Notwendigkeiten zur direkten Handlung bestehen, reicht Reflexion alleine zu deren Bearbeitung i.A. nicht aus. Es müssen alternative
Verhaltensstrategien entwickelt und nach Möglichkeit erprobt werden.
Methoden der Supervision Für die Supervision können zur Bewältigung der Problemstellungen verschiedene Methoden angewendet werden. Im Folgenden sind die gängigsten aufgelistet:
Reflexions- und Austauschgespräche
Simulationen, Rollenspiele, Metaphernarbeit
Kreativitätstechniken
Testverfahren
Checklisten
Visualisierungen
Live-Supervision
Gruppen-Supervision
Lehrgespräche
Humanistisch orientierte Methoden In diesen Methoden wird zusammen mit den Betroffenen Ressourcen-orientiert vorgegangen:
Sie behandeln Fragen nach den Fähigkeiten und Möglichkeiten einer Person bzw. eines Teams
Ausgehend von den Antworten wird erkundet, welche Entwicklungen in dem Umfeld und seinen fixen Grenzen erreichbar sind und wie in einer Gruppe ein möglichst für alle befriedigendes
Umfeld geschaffen werden kann, in dem sich jeder Einzelne mit seinen persönlichen Eigenschaften entwickeln kann.
Diese Methoden können nicht durch Ratschläge durchgeführt werden, die von außen in eine Gruppe eingebracht werden. Vielmehr sind die Lösungen durch Insiderwissen zu erarbeiten, das nur die
Mitglieder der Gruppe besitzen. Wie schon oben erwähnt sind natürlich die Grenzen zur Außenwelt der Gruppe zu berücksichtigen, die nicht im Sinne der angestrebten Verbesserung veränderbar sind.
Themenzentrierte Interaktion (TZI) Die themenzentrierte Interaktion (nach Ruth Cohn) hat die humanistischen Methoden z.T. mit begründet.
Sie besteht aus einem Rahmen für eine systematische Sichtweise, der versucht die gesamte Situation zu erfassen und wir daher vor allem bei Interaktionsproblemen, an denen immer mehrere beteiligt sind, angewandt.
Die Ausgangsbasis der TZI besagt, daß in einer Gruppe vier wesentliche Faktoren zu berücksichtigen sind:
Die ersten drei Faktoren Wir, Ich und Es sind in eine nur teilweise zu beeinflussenden Umwelt
eingebettet (z.B. eine Firma oder eine Gruppe innerhalb der Firmenstruktur) und sollen durch die TZI zusammen mit ihrer Umwelt möglichst gleichgewichtig gesehen werden. Alle Faktoren sind gleich
wichtig. Wenn ein Faktor Übergewicht hat, geht dieses auf Kosten der anderen Faktoren. Dabei heißt Gleichgewichtigkeit von Wir, Ich, Es und Globe nicht, da alle vier Faktoren zur gleichen Zeit über den
gleichen Zeitraum gleiches Gewicht haben müssen. Vielmehr bedeutet dieses, daß keiner der vier Punkte zu lange vernachlässigt werden darf. Daher wird diese Gleichgewichtigkeit in der TZI auch als dynamische Balance bezeichnet.
Als Basis liefert die TZI ein Regelwerk für die gemeinsame Kommunikation, das einen Prozeß von Selbstverwirklichung, Synergie, Kooperation und Effizienzsteigerung unterstützen soll.
Als Veranschaulichung des Zusammenhangs der vier Faktoren kann man sich einen Betrieb oder eine Gruppe vorstellen, in der überwiegend die Sachthemen und Arbeitsvorgänge berücksichtigt werden
(=Es). Wie es dem Einzelnen (=Ich) oder der gesamten Gruppe und dem Betriebsklima (=Wir) geht bleibt bei einer solchen Priorisierung weitgehend unberücksichtigt.
Anhand dieses Beispiels kann man sich leicht klarmachen, daß unter diesen Bedingungen auch die Ergebnisse der Arbeit früher oder später leiden werden. Eine nicht ausbalanciertes System kann auf Dauer nicht effizient arbeiten.
Die Aufgaben des Supervisors
Eine Supervision setzt die Existenz eines Supervisors voraus, der folgende Aufgaben erfüllen sollte:
eine geeignete Bearbeitungsstruktur mit bestimmten Regeln zur Verfügung stellen
auf ihre Einhaltung achten
die Zeit für das Erreichen des Ziels im Auge behalten.
Der Erfolg einer Supervision oder der eines Supervisions-orientierten Vorgehens setzt neben der freiwilligen Mitarbeit der Beteiligten eine gewisse Ausbildung und vor allem viel Gesprächserfahrung
voraus. Orientiert an der TZI ist der Supervisor auch gleichzeitig Teilnehmer und kann Beiträge wie auch die anderen Gruppenteilnehmer liefern. Hier gilt es wie in anderen Bereichen auch das richtige Maß
einzuhalten. Liefert er zu viele Beiträge, verfällt die Gruppe leicht in die Passivität, wird unkonzentriert und verliert bald die Lust zur Mitarbeit. Gibt es hingegen zu wenig Beiträge, kann der Fluß der
Supervision ins Stocken geraten oder abbrechen.
Strukturmodell der Supervision Die meisten Supervisionsmodelle sind Stufenmodelle, in denen jeder Schritt seine eigene Funktion hat,
u.U. verschiedene Unterthemen setzt und die Supervision lenkt (Regeln), damit die Assoziationen, Ideen und Gefühle bei den Beteiligten fließen können und nicht durch Unterbrechungen abreißen. Folgend ein
Beispiel eines TZI-Strukturmodells nach Raguse-Stauffer/Raguse:
Fallvorstellung Der Fallgeber bringt sein persönliches Problem vor und berichtet alles, was er für das Verständnis
seiner Situation für notwendig hält. Die Gruppe darf in dieser Phase keine Rückfragen stellen um seinen Gedankenfluß nicht zu unterbrechen.
Anliegen Am Schluß der Fallvorstellung formuliert der Fallgeber sein Anliegen an die Gruppe.
Rückmeldung der Gruppe In dieser Phase werden die ersten Wahrnehmungen, Eindrücke, Gefühle und Auffälligkeiten, die
die der Gruppe in der Fallvorstellung aufgefallen sind, gemeinsam formuliert. Der Fallgeber gibt im Anschluß seine kurzen Kommentare über die Reaktion der Gruppe. Wenn nötig reicht er noch notwendige Informationen nach.
Identifikation Die Gruppenteilnehmer identifizieren sich mit einer Rolle des vorgetragenen Falles. Das ist
entweder der Fallgeber selbst oder einer der im Fall beteiligten Personen. Die folgenden Aussagen werden in der Ich-Form ausgesprochen ( Ich als ...), was die Subjektivität dieses
Rollentausches hervorhebt und es dem Fa!lgeber erleichtert, sich von dieser Rolle zu distanzieren, wenn er sie für unzutreffend hält. Die Teilnehmer haben so die Möglichkeit, ohne Konfrontation
auch unbequeme Phantasien zu äußern. Der Fallgeber sieht in dieser Phase seinen Fall aus der Perspektiven der anderen und erfährt
durch die vorgebrachten Rollen auch etwas über mögliche Wirkungen von sich auf die Beteiligten. Diese Identifikation kann auch noch auf andere Personen des Falles ausgedehnt werden.
Rückmeldung des Fallgebers Im Anschluß an die Identifikationsphase gibt der Fallgeber eine kurze Rückmeldung ab.
Vorschläge zur Problembehandlung Die Gruppe versucht in dieser Phase eine Art Diagnose des Falles zu ermitteln und sammelt
zunächst Vorschläge für eine mögliche Lösung. Dazu sollte die Floskel Ich an deiner Stelle würde ... tun benutzt werden, wodurch Handlungsimperative vermieden und die Subjektivität
der Äußerungen betont werden. Der Vorschlagscharakter der Äußerungen bleibt so deutlich erhalten.
Erste Auswahl brauchbarer Lösungen Nach den Vorschlägen der Gruppe nimmt der Fallgeber Stellung zur Diagnose, wählt daraus aus
oder entwickelt seine eigenen Lösungsvorstellungen und teilt diese der Gruppe mit. Dabei wird davon ausgegangen, daß die von der Gruppe eingebrachten Handlungsvorschläge beim Fallgeber
auch noch über die Supervision hinaus nachwirken und später bei erneuter Reflexion und nachgezogenen Überlegungen zum Fall eine Hilfe darstellen.
Reflexion der eigenen Position Alle Gruppenmitglieder teilen nacheinander mit, was sie aus der Fallbehandlung an positiven Dingen für ihre eigene Arbeit übernehmen werden.
Durch die vorgegebene Struktur wird der Fallgeber durch die Wechsel der Stufen und die darin eingebrachten Sichtweisen der Gruppenteilnehmer veranlaßt, seine eigene eingeengte Perspektive
zugunsten einer neuen zu verlassen. Der so entstehende Abstand soll es ermöglichen, den verlorenen oder eingeengten Überblick zurückzugewinnen und bestimmte Handlungsalternativen zu entwickeln, die
ihn in seinem Fall weiterbringen, ohne daß andere oder gar die Umwelt zurückstecken müssen.
Vorteile der Supervison Da der Fallgeber von der Gruppe Anregungen, Denkanstöße und Hilfen erhält, scheint eine Lösung des
vorgetragenen Falles relativ wahrscheinlich. Dieses ist jedoch nicht immer garantiert. Auf der anderen Seite setzen sich auch die anderen Gruppenmitglieder mit seinem Problem auseinander. So besteht der
Vorteil der Supervision nicht nur aus der Lösung für den Fallgeber selber, sondern auch in dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch, der für den Rest der Gruppe vorhanden ist und die daraus
profitieren kann. Letzten Endes ist der Fallgeber immer auch ein Gruppenmitglied und damit auch ein gewisses Modell für die Handlungsweise der anderen Mitglieder. So gesehen sollten alle Beteiligten
einen Vorteil aus der Supervision gewinnen.
Zurück zur Einführung
|
|